Mini-WM 2015:mD-Jugend auf großer Mission

IMG_3936Am Morgen des 2. Januar 2015 traf sich die männliche D-Jugend der JSG Neuthard/Büchenau um die weite Reise nach Hannover anzutreten und dort die dänischen Farben bei der Handball-Mini-WM zu vertreten. Wie bei der Mitte Januar beginnenden Handball-WM in Katar, spielten wir in der Vorrunde gegen die Teams aus Russland, Saudi-Arabien, Deutschland, Argentinien und Polen. Das ganze Turnier und die Abläufe außen rum, waren wie eine richtige WM aufgebaut, sodass man sich ganz im WM-Feeling befand.

Nach der langen Fahrt, kamen die Wikinger aus Karlsdorf-Neuthard und Büchenau bestens gelaunt am Mannschaftshotel in Hannover an, idyllisch gelegen am Tiergarten. Gleich beim Check-In kam man mit den ersten anderen Teams in Kontakt und musste schnell feststellen, ein gemütliches Wochenende wird es nicht werden. Wir reisten an, um Erfahrungen zu sammeln, neue Eindrücke zu gewinnen und gemeinsam etwas erleben zu wollen, doch man merkte schnell, die ein oder andere Mannschaft will in den Kampf um den WM-Titel eingreifen und ein Wörtchen mitreden, wenn sonntags die Medaillen vergeben werden. Die Eröffnungsveranstaltung fand im Tumulutus statt, einem Spieleland vergleichbar dem Kids2Kids in Heidelsheim. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Organisatoren, konnten die Jungs los toben und sich die anstrengende Fahrt aus den Füßen schütteln, währenddessen die Eltern die kinderlose Zeit bei einem gemütlichen Abendessen genossen. Den Trainer der verschiedensten Nationen wurde schnell ein buntes Bild geboten, indem Spieler verschiedenster Nationen gemeinsam Fußball, Tisch-Kicker oder im Kletterwald spielten und Spaß hatten.

IMG_4195Danach im Hotel ging es für die Spieler auf ihre Zimmer, um am nächsten Tag ausgeruht für die beginnenden Spiele zu sein. Die Trainer und Eltern verschiedenster Nationen trafen sich dann gemeinsam, um erste Erfahrungen, Meinungen und Erwartungen auszutauschen und den Abend zusammen ausklingen zu lassen.

Am Samstagmorgen, pünktlich um 7:00 Uhr klopften die Trainer an den Türen der Buben. Man musste früh raus, wollte man gut, in das um 10:00 Uhr beginnendes Turnier, starten. Nach einem stärkenden Frühstück brach man auf, um das Turnier endlich beginnen zu lassen. Ausgestattet mit rot-weißen Dänemark-Trikots, gab es letzte Anweisungen von den Trainern, dann ging es endlich los. Mit dem Einlaufen und der Nationalhymne Dänemarks begann unser Spiel gegen Russland, die von der TuS Altwarmbüchen vertreten wurden. Bestens gerüstet mit Wikingerhelmen und Fahnen gaben wir ein rundum gutes Bild ab.Uns stand eine technisch gutausgebildet Mannschaft, jedoch mit körperlichen Defiziten gegenüber. Man konnte schnell klare Verhältnisse schaffen, um damit auch ein Signal an die anderen Teams in der Halle setzen, dass die Dänen fest entschlossen sind, in die Hauptrunde einzuziehen. Unser Torhüter-Duo Brunner/Hechler, dass an beiden Tagen zu den stärksten des Turniers zählte, eine konsequente Abwehrarbeit und eine gute Angriffsleiste, in der Nick Baumann immer wieder sehenswert Leon Seidler in Szene setze, der so immer wieder zum Torerfolg kam, waren Grundsteine für den 2:8 Sieg.

Im zweiten Spiel der Vorrunde D bekamen wir es mit Saudi-Arabien, dem TV Dudenhofen, zutun. Es bahnte sich ein hochkarätiges Spiel an, in dem wir immer wieder durch einfache Tore zum Erfolg kamen, an. Doch auch Saudi-Arabien hatte einiges entgegenzusetzen, körperlich leicht unterlegen, stachen vorallem 2 Spieler heraus, darunter Finn Schutzius, der von den Trainern im weiteren Turnierverlauf zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde. Durch seine schnellen Antritte und gutes 1:1 Verhalten setzte er immer wieder sehenswert seine Mitspieler ein. Das Unentschieden war am Ende gerechtfertigt, ein Sieg wäre sicher möglichgewesen und damit dann auch eine Top-10 Platzierung am Ende des Turniers.

IMG_3968Zum Höhepunkt in der Gruppe D kam es in unserem 3. Spiel gegen die HSG Delmenhorst, die die deutschen Farben bei dem Turnier vertraten. Durch die bisherigen Spiele war zu erkennen, dass sich nun die 2. besten Mannschaften dieser Vorrundengruppe gegenüberstanden. Die Deutschen körperlich stark, wir mit den technisch stärkeren Spielern. Beide Teams waren mit großen Fanlagern vertreten, die richtig Stimmung in die Halle brachten. Wir merkten schnell, dass hier eine kleine Sensation möglich ist, unsere Abwehr stand gut und wenn was durchkam, waren die Torhüter zu stelle. Das Spiel nahm immer mehr Fahrt auf, was letztendlich, wie sich schon im Spiel gegen Saudi-Arabien zeigte, die Schiedsrichterin vor gewaltige Probleme gestellte und sie dem bis dahin fairen Spiel auf hohem Niveau nicht mehr folgen konnte und eine Fehlentscheidung nach der nächsten traf, die in den meisten Fällen zur Lasten unseres Spiels ging und so Deutschland immer wieder ins Spiel brachte. Letztendlich ging der 2:7 Sieg verdient an Deutschland, jedoch war es für alle ersichtlich, wenn die ein oder andere Entscheidung fair getroffen worden wäre, hätte man hier mindestens einen Punkt verdient und somit eine bessere Ausgangslage für die kommende Hauptrunde gehabt.

Im Spiel gegen Argentinien ging es darum, die Tür Richtung Hauptrunde weit aufzustoßen. Doch unsere Spieler lagen gegen die Mannschaft aus Nordheim lange zurück. Das Spiel gegen Deutschland kostete viele Nerven und nahm dem ein oder anderen den Mut. Ein Spiel auf Augenhöhe, bei dem Christian Maier uns durch seine Tore im Rennen hielt. Es wurde um jeden Ball gekämpft dennoch stand nach 10 von 14 Minuten 3:4 für Argentinien auf der Anzeigetafel. Durch die lautstarke Unterstützung unsere 25 Eltern und Geschwister, die auf eigene Kosten das Wochenende in Hannover verbrachten um uns zu unterstützen, ging ein Ruck durch das Team. Die Umstellung im Angriff um mit Sebastian Walde und Fabian Katz 2 Kreisläufer einzusetzen ging voll auf, Argentinien schaltete nicht schnell genug und so kamen wir zum Ausgleichstreffer, ehe wir durch einen Ballgewinn in der Abwehr kurz vor Schluss die Möglichkeit zum Siegtreffer hatten. Der bisdahin unauffällige David Cara nahm sich ein Herz und netzte 10 Sekunden vor Schluss zum 5:4 Siegtreffer ein. Beim Abpfiff gab es kein Halten mehr, die Freude über den Sieg war riesig. Mit tosendem Applaus wurden wir bei der Rückkehr auf die Tribüne von unserem Fanclub empfangen.

Während dem Mittagessen begannen dann die Rechenspiele, was passiere musste um sicher in die Hauptrunde einzuziehen. Wir entschlossen uns, unsere neuen Freunde aus Saudi-Arabien zu unterstützen und diese lautstark zum Sieg zu treiben. Nach Abpfiff und dem Sieg Saudi-Arabiens war klar, wir können für die Hauptrunde planen. Das abschließende Spiel gegen Polen, die vom Gastgeber TSV Anderten2 vertreten wurden, verlor somit von Bedeutung. Das Trainertrio nutze die Möglichkeit Spieler zu schonen und anderen ihre verdienten Einsatzzeiten zu geben. So empfahl sich Luis Geißler mit seiner kompromisslosen Abwehrarbeit für weitere Einsätze, aber auch Philipp Zeiher zeigte, dass er sich nicht verstecken muss, und glänzte mit frechen Anspielen an den Kreis. Der Siegeswille der Kinder war ungebrochen, auch das bedeutungslose Spiel wollte gewonnen werden, um mit einem guten Gefühl in die am Nachmittag beginnenden Hauptrunde einzuziehen. Beim Stand von 6:8 für Polen, zeigte David Lindner seine Klasse und warum er für die Mannschaft unersetzlich ist. Mit einer schönen Einzelaktion markierte er den 7:8 Anschlusstreffer, ehe er 5 Sekunden vor Schluss, frech einen Ball abfing und mit der Schlusssirene den vielumjubelten Ausgleichstreffer setzte. Danach musste man zügig seine Sachen packen und die Halle wechseln, um gegen die 3 Besten der Gruppe C um eine gute Platzierung in der Hauptrunde zu kämpfen.

In der Halle angekommen, wurden wir gleich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Mit Algerien, Frankreich und Ägypten warteten 3 schwere Brocken auf uns. Im ersten Spiel traf man auf den TuS Bothfeld, die für Ägypten starten und kurzen Prozess machten. Am Ende hieß es 3:15, unsere Spieler waren gegen diese Top-Mannschaft in allen Bereichen unterlegen und fanden nie ins Spiel. Gegen die körperlichen stärkeren Spieler war unsere sonst so gute Abwehr chancenlos, auch im Angriff kam man auf nichts Zählbares. Unsere Spielwitz und frechen Anspiele fanden nicht statt, die Eindrücke gegen so eine Mannschaft waren einfach zu groß und man schaffte es nicht diesen Respekt abzulegen.

Im 2. Hauptrundenspiel bekamen wir es mit den Eulen aus Friesenheim zu tun, die für das afrikanische Land Algerien spielten. Als Trainer konnte man den Spielern auf den Weg geben, „zuschauen und lernen“. Gegen eine technische topausgebildete, körperliche weiterentwickelte und im Kopf immer einen Schritt schnellere Mannschaft war zu keinen Zeitpunkt Land zusehen. Man konnte nur respektvoll zum 12:3 Sieg gratulieren und alles Gute für die kommenden Spiele wünschen, man wusste, das ist absolutes Weltklasseniveau, was man in dieser Qualität bei uns in der Gegend nie zu Gesicht bekam. Großes Lob auch an die beiden Trainer der Algerier, die sich in den Pausen immer wieder Zeit nahmen, um mit den Kindern aller Nationen ein kleines Siebenmeter werfen machten.

Nach dem Spiel ging ein langer Turniertag zu ende. Am Abend erwartete uns ein reichhaltiges Buffet, dass mit Dankesreden von den Organisatoren an Sponsoren und Teilnehmer umrandet wurde. Die Jungs hatten sich es aufgrund ihres, für unsere Erwartungen, guten Abschneidens verdient bis 24:00 Uhr das Hotel unsicher zumachen, jedoch wurden einige von der Erschöpfung gepackt und wurden schon vorher mit Gute-Nacht-Geschichten ins Bett gebracht. Die Trainer und Eltern markierten mit ihre Dänemark-Tischfahne wieder ihr Gebiet und begannen den Tag und das Erlebte Revue passieren zulassen und über die morgig Taktik fachsimpeln.

Am nächsten Morgen das gleiche Bild, wie tags zuvor. Wecken, packen und Frühstücken. Beim Frühstück sah man dann den Unterschied zwischen den Topteams, die noch um den Sieg kämpften und den Mannschaften, die ihre Ziele bereits erreicht hatten. Die einen ausgeschlafen und schon auf der Höhe des Geschehens und andere übermüdet und kaum im Stande die Augen aufzuhalten. Sollte das unsere Chance im Spiel gegen die Franzosen sein?

Nach dem Essen wurden die Zimmer geräumt und die Reisegruppe Wikinger begab sich in die Halle zum Finaltag. Nach leichtem Warmmachen traf man auf den HC Erlangen, mit einem Unentschieden oder Sieg wäre man in die Top10 gerutscht. Beide Teams hatten den anstrengenden ersten Turniertag und 2 kurze Nächte in den Knochen,  unsere Spieler kamen mit der für sie bekannte Situation bedeutend besser zurecht  als die Franzosen. Konnte man am Anfang das Spiel noch recht offen gestalten, begann dann ein ähnliches Trauerspiel der Schiedsrichterleistung wie tags zuvor. Lappalien wurden mit Zeitstrafen geahndet und das Spiel verlor somit komplett seinen Fluss, beide Teams mussten dezimiert spielen. Es entwickelte sich zu einer Abwehrschlacht mit dem besseren Ende für Frankreich, die mit ihrer individuellen Klasse 4:8 die Oberhand behielten. Beide Trainer standen sich nur ratlos gegenüber, wie man in 14 Minuten Spielzeit 8 Zeitstrafen aussprechen konnte, verstand keiner der Übungsleiter.

Aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gegenüber Saudi-Arabien schloss man die Hauptrunde als 6. Platzierter ab und spielte im Spiel um Platz 11 gegen Spanien.

Im Platzierungsspiele griffen die Nationaltrainer Krieger und Geißler nochmals in die Trickkiste. Wollte man einerseits den 11. Platz erreichen, anderseits allen Spielern nochmals Einsatzzeiten geben. Philipp Zeiher ging ins Tor, Eric Brunner ins Feld und auf der Außenposition durfte Martin Gaska wirbeln. Doch man fand vor allem in der Abwehr nicht zur gewohnten Souveränität und lag schnell im Hintertreffen. Erst spät fand man den Weg zum spanischen Tor des SC Lippstadt DJK.  Einen kurzen Moment war man nach der Niederlage enttäuscht, doch dann überzeugten die positiven Eindrücke, die man über das Wochenende sammeln konnte. Für unsere spielerischen Erwartungen ist dieser 12. Platz absolut im Bereich unsere Möglichkeit. Unser Anspruch war und ist es auch nicht sich mit Teams wie Friesenheim, Füchse Berlin oder HC Erlangen zu messen, da diese einfach andere Möglichkeiten und Strukturen haben.

Im Finale zeigten dann die Füchse Berlin ihr Können gegen die SG Künau. Die Berliner, welche für Tunesien starteten, zeigten dass sie die beste Mannschaft bei dem Turnier waren. Jeder Spieler war technische und körperlich stark, der Ball lief gut im Angriff und die 3:2:1 Abwehr stand sehr sicher. Das war absolutes Weltklasse-Niveau und sicher mit das Beste was man in Deutschland in diesem Alter zu sehen bekommt.

Für uns war es ein tolles Erlebnis, von dem alle Teilnehmer noch lange erzählen werden. Es gilt die positiven Eindrücke mit in die weiteren Spiele zu nehmen. Die eigenen Probleme hat man aufgezeigt bekommen, Spieler und Trainer wissen woran sie in den kommenden Jahren arbeiten müssen und irgendwann mal ähnlich souverän auftreten zu können. Durch das Losglück war so eine gute Platzierung möglich, in einer anderen Gruppe hätte man auch 5-6 Plätze weiterhinten landen können, so stark war dieses Turnier besetzt.

Zum Schluss möchte ich mich bei allen bedanken, die es möglich gemacht haben, so ein Projekt zu realisieren. Unseren zahlreichen Sponsoren: Schröder Archivboxen, Restaurant Aphrodite in Büchenau, Gärtnerei Geißler, Fermo Haag und die Sparkasse.

Den mitgereisten Fans, die keine Kosten und Mühen gescheut haben uns bei den Spielen lautstark zu unterstützen.

Den Verantwortlichen vor Ort, die das Turnier weltmeisterlich organisiert und ablaufen haben lassen.

Bei Dirk Brenner, der uns seineAction-Kamera zur Verfügung stellte, mit  der Kameramann Paul spektakuläre Aufnahmen machte und viele Momente für die Ewigkeit festhielt.

Und natürlich bei den Spielern, die ein klasse Turnier spielten und sich mit ihrer guten Laune und respektvollem Umgang mit dem Gegner toll verkauften.