Saisonstart: Offener Brief an den BHV

Trotz Unklarheiten, Unsicherheiten und trotz geäußerter Bedenken vieler Vereine: der Badische Handball Verband startet den Spielbetrieb! Auch der TV Neuthard hatte im Vorfeld Bedenken geäußert und hat kein gutes Gefühl dabei, zum jetzigen Zeitpunkt einen Kontaktsport in geschlossenen Räumen auszuüben.

Anlass genug, gemeinsam mit anderen Vereinen einen offenen Brief an den Badischen Handball Verband zu verfassen, dessen Inhalt wir anbei veröffentlichen:

Offener Brief –
Antwort auf das Schreiben des BHV Präsidenten vom 27.08.2020

Sehr geehrtes BHV-Präsidium, sehr geehrte Bezirksvorstände, liebe Handballfreunde,

am 27.08.2020 erhielten wir ein Schreiben unseres BHV-Präsidenten Peter Knapp mit dem Inhalt „Return to Play – Spielbeginn im BHV – 19. September 2020“. In diesem Schreiben wurde den Vereinen im Verbandsgebiet eröffnet, dass man sich intensive Gedanken mit etlichen Vereinen und verantwortlichen gemacht habe. Hierzu bliebe gleich zu Beginn zu sagen, dass keiner der uns bekannten Karlsruher und Bruchsaler Vereine auch nur den Ansatz einer Anfrage in Bezug auf einen Austausch erhalten hatten – was besonders schade ist, da die Geschäftsstelle des BHV in Karlsruhe zu Hause ist.

Unter Würdigung aller Umstände habe man sich entschlossen, die geplante Runde am 19.09.2020 zu beginnen. Verständliche Bedenken, wie logistische Unwägbarkeiten in der Durchführung der Spieltage und finanzielle Rahmenbedingungen seien nachvollziehbare Probleme. Entgegen dieser Gruppe mit Bedenken, steht selbstverständlich auch eine Gruppe, die möglichst bald wieder unseren geliebten Sport nachgehen möchte. Wir denken nicht, dass irgendjemand der ehrenamtlichen Verantwortlichen der „besorgten“ Vereine nicht möglichst schnell zur Normalität zurück möchte und unseren Sport weniger liebt als andere. In diesem Zuge muss man den Kollegen aus Heddesheim wohl gratulieren, dass es bisher keine negativen Rückmeldungen zum Turnier Ende August gab und wir hoffen sehr, dass das so bleibt.

Wir sind jedoch der Meinung, dass es eine „neue Normalität“ gibt, die es zu würdigen gilt und besonders – oder leider – Handball als Kontaktsportart-Indoor besonders betrifft. Es wird unverständlicherweise nicht über eine potenzielle Infektionsgefahr im Ligaspielbetrieb und eine wieder steigende Infektionslage im Land gesprochen. Diese Punkte werden unserer Meinung nach sträflich vernachlässigt. Wir haben im Gespräch auch die Stimmen besorgter Spieler gehört, die aufgrund der Ansteckungsgefahr (noch) nicht spielen möchten. Ebenso wird der Fakt, dass viele Helfer, die im Umfeld eines Spieltages durch Ihr Engagement besonders gefährdet werden, nicht ausreichend gewürdigt. Neben einer Gefahr für Ihre Gesundheit (insbesondere bei Spielern und Offiziellen) muss auch berücksichtigt werden, dass berufliche Nachteile (z.B. Quarantäne) entstehen können Nur ein Beispiel: Lehrkräfte im Kontaktsport am Wochenende, am Montag wieder Unterricht. In einer Zeit, in der wir es uns nicht erlauben können nochmals einen wirtschaftlichen Lock-Down zu riskieren, kann nicht nachvollzogen werden, warum solche Themen keine Beachtung finden.


Wir wissen, dass unser BHV-Präsidium mindestens genauso viel Zeit und Energie in den Erhalt des badischen Handballs investiert wie jeder einzelne Verein. Nichtsdestotrotz werden Bedenken, wie schon oben erwähnt, nicht beachtet. Die überwiegende Mehrheit spricht sich für den Beginn aus? Das widerspricht dem Bild das wir aus dem Bezirk Alb/Enz/Saal, zumindest unter unseren persönlichen Kontakten, wahrnehmen. Der Kontakt mit den Großstädten Heidelberg und Mannheim wurde aufgenommen und um Verständnis gebeten. Vielen Dank für diese Intervention, jedoch sind doch nicht nur die Städte, sondern auch die kleineren Gemeinden im ländlichen Raum, die oft noch restriktiver sind, zu beachten. Wir haben bis heute keine Gewissheit, dass jede Mannschaft – egal ob im Bezirk oder auf Verbandsebene – eine Spielstätte zur Verfügung haben wird, in der das geforderte Hygienekonzept umgesetzt werden kann. Im Speziellen gibt es auch Spielgemeinschaften, die aufgrund der Anbindung an mehrere Gemeinden noch größere Probleme bekommen werden.


Es wurden zwar in den diversen Anhängen und FAQ einige wichtige Fragen geklärt (z.B. Haftung und Reaktionen im Falle einer Infektion), aber die Detaillierung dessen was der BHV und der HBW aufgesetzt haben, muss vor Ort in den Vereinen passieren und hier werden viele in der Umsetzung an Ihre Grenzen stoßen. Schon der zeitliche Ablauf der Spielplanung machte es unmöglich auf die aktuellen Geschehnisse zu reagieren, da das Hygienekonzept erst in der letzten Woche der Spieltagsplanung veröffentlicht wurde. Acht Spiele an einem Spieltag – zum Teil sogar auf mehrere Sportstätten verteilt, mit stark unterschiedlichen Vorgaben der Hallenbetreiber – machen es für uns ebenso fragwürdig in die Runde „mit Gewalt“ zu starten. Wir finden es ebenfalls unverantwortlich die unteren Altersklassen in Turnierform spielen zu lassen (Anzahl der Kinder, die gleichzeitig in der Halle sein müssten).


Als letzten Hinweis gilt es auch den gleichzeitigen Schulbeginn zu erwähnen, der die Lage mit Sicherheit nicht vereinfachen wird. Wäre es nicht gut gewesen verschiedene Szenarien zu entkoppeln? Der Schulbeginn hat für uns alle Priorität. Hier werden ebenfalls die Stimmen der Eltern lauter, da es nun am Ferienende doch bewusst wird, was es heißt die Kinder noch länger zu Hause betreuen zu müssen. Kinder, die am Schuljahresanfang nicht in den Unterricht dürfen, weil sie in der Sporthalle in Kontakt gekommen waren. Wir sprechen hier noch nicht mal von einer Infektion, sondern von Quarantänemaßnahmen. Das darf eigentlich nicht sein.


Da die Szenarien für einen späteren Saisonstart lobenswerter Weise schon durchdacht sind, wie unser Präsident schrieb, bleibt es spannend und abzuwarten ob man nicht doch noch kurzfristig reagieren muss. Es stellt sich eben die Frage, wäre es nicht vernünftig gewesen nach der Entwicklung der letzten Wochen auf Nummer sicher zu gehen und eventuell zum 01.11. anzufangen? Die Entscheidung ist gefallen. Natürlich werden auch wir unser Bestes tun alle Vorgaben zu erfüllen und werden bis zur letzten Minute vor dem Anpfiff kämpfen, um allen Anforderungen gerecht zu werden.


Des Weiteren werden keinerlei Erleichterungen für die Vereine in Aussicht gestellt, im Gegenteil. Das Einführen der Onlinebeurteilung von Schiedsrichter in der Verbands-, Landes- und Bezirksliga 1 in der jetzigen Phase ist sicherlich auch keine glückliche Maßnahme und hat in unserem Umfeld ebenso für Unverständnis gesorgt. Es wäre wünschenswert, dass zumindest diese Maßnahme ausgesetzt wird.


Wir bitten nochmals unsere Bedenken ernst zu nehmen, damit die eventuellen Folgen nicht zurückkommen, wie ein pandemischer Boomerang. Wir fühlen uns im Moment nicht genug unterstützt. Der BHV wird im Moment als koordinative Stelle mehr denn je benötigt und sollte in dieser Funktion alle Interessen der Vereine berücksichtigen.


Mit sportlichen Grüßen

TV Knielingen Handball
gez. Sven Palec
TG Eggenstein
gez. Michael Richter
TV Büchenau
gez. Olaf Schwaninger
SG Stutensee-Weingarten
gez. Jochen Hörner und Frank Schmitt
Turnerschaft Durlach
gez. Markus Bracht
Turnerschaft Mühlburg
gez. Felix von Luckwald
TG Neureut
gez. Andreas Merz
SV Langensteinbach
gez. Richard Gärtner
TSV Rintheim
gez. Olaf Hebel
SSC Karlsruhe
gez. Frank Dettling
HSG Li-Ho-Li
gez. Justin Seitz
TV Neuthard
gez. Siegfried Schäfer
MTV Karlsruhe
gez. Steffen Schönwald
SG KIT/MTV Karlsruhe
gez. Steffen Schönwald und Amadeus Linsler
SG Graben-Neudorf
gez. Hubert Fürniß